Predigt zum Festgottesdienst 10 Jahre Konvikt
28. Sonntag im Jahreskreis_Lj A (Mt 22,1-14; Jes ) 10 Jahre Konviktgemeinde
Wenn wir also dieses Gleichnis vom Hochzeitsmahl, das der König für seinen Sohn ausrichtet, auf unsere Situation hier und heute auf dieses Fest übertragen, dann müssen wir feststellen, dass es für uns und dieses Fest einfach nicht passt … einfach nicht zutrifft. Denn es wurde eingeladen, und – wie wir sehen – die Eingeladenen sind auch gekommen! Es braucht Ried auch nicht in Schutt und Asche gelegt werden.
Also erleben wir uns vielmehr beim Propheten Jesaja und seiner Verheißung von diesem leckeren Festmahl auf dem Berg Zion mit feinsten Speisen und erlesensten Weinen, zu dem alle gerufen sind – alle Völker, nicht nur ein paar Auserwählte. Schließlich feiern wir in einer vollen Kapelle das, was hier 10 Jahre geschehen ist, aufgebaut wurde, durchgeführt wurde, erreicht wurde … man braucht nur die Festschrift zur Hand nehmen und dann sieht man, was da alles geschehen ist und noch weiter geschieht. Und wir können mit Jesaja gemeinsam bestätigen: Ja, die Hand des Herrn ruht auf diesem Berg. Ja, die Hand des Herrn ruht auf dem Konvikt (LMS).
Trotzdem sollten wir dieses Gleichnis vom Hochzeitsmahl jetzt nicht einfach beiseiteschieben, weil eben heute unpassend! Vielleicht soll es uns auch heute an so einem Milch-und-Honig-Tag wachrütteln, hinterfragen, zum Nachdenken anregen. Es könnte ja sein, dass wir deshalb alle gekommen sind, weil wir uns nur zu gerne selbst ein wenig loben wollen, und ein bisschen stolz zeigen wollen, was man nicht alles schafft, wenn man Visionen hat und wenn man ein paar Leute hat, die anpacken, zugreifen, umsetzen und sich engagieren. Dann ist es wahrlich ein Glücksfall, denn dann lässt sich wirklich was „aufziehen“, organisieren und das eben solange es die gibt, die der Einladung folgen und auch etwas tatsächlich in die Hand nehmen.
Dennoch gibt es sie in jedem von uns – die heimlichen Vorbehalte, die Ressentiments, die Versuchungen, lieber eine Ausrede zu gebrauchen als sich für etwas aktiv zu engagieren. Das ist ein Phänomen, das nicht nur in der Kirche zu beobachten geht, sondern weit und breit in der Gesellschaft. Man will sich nicht binden, man geht der Verbindlichkeit aus dem Weg. Man will bis 5 Minuten vor dem Fest immer noch die Freiheit haben, etwas anderes zu tun. Eine Einladung aber schafft Verbindlichkeit. Wenn ich einer Einladung einmal zugesagt habe, dann habe ich meine Freiheit in eine Verbindlichkeit umgewechselt … und dann bräuchte ich zumindest eine gute und glaubwürdige Ausrede, um dann doch noch einmal die Verbindlichkeit wieder in Freiheit umzuwandeln. Mit solchen Leuten mit solchen Einstellungen aber kann nicht wirklich ein Fest organisieren. Maximal ein Event, aber kein Fest! Das ist ein Unterschied. Eventmanager müssen damit rechnen, dass sie mit ihrem Fest baden gehen oder aber, dass viel zu viel kommen (aufgrund von Facebook oder Whats App), was auch schon passiert ist. Ein Fest ist anders. Da lädt man bewusst ein, da gibt es eine Tischordnung, da gibt es einen Dresscode, da gibt es Bräuche und Regeln. Offensichtlich ist das Fest dem König entglitten und zu einem Event geworden. Weil er sich maßlos über die Präpotenz der geladenen und nicht erschienen Gäste geärgert hat. Und deshalb waren auch von jeder Sorte die Leute dann da: eben Gute und auch Böse. Eben solche, denen es dann egal ist, wie sie gekleidet sind, die sich einen Dreck um die Festbräuche scheren, die vielleicht sogar auch bewusst ignorieren, dass es mit jedem Fest auch gewisse Erwartungen und Verbindlichkeiten gibt. Und dass ein Fest nicht missbraucht werden soll für eine Selbstdarstellung so nach dem Motto: ich lasse mir überhaupt nichts vorschreiben, ich mach, was ich will und was mir passt, weil ich das immer so mache.
Kirche – eine christliche Gemeinde – lebt nicht von unverbindlichen Einladungen und von Last-minute Angeboten. Eine christliche Gemeinde lebt von einem herzhaften JA, lebt von einer klaren Entscheidung, die man ohne Vorbehalte, sondern gerne einhält. Da spielt das Wort
FREUDE
eine große Rolle. Es geht um die Freude an der Verbindlichkeit und nicht um den Zweifel, ob man nicht zu schnell JA gesagt hat. Verbindlichkeit schafft Verbundenheit. So wie ich das betrachte, so ist gerade das der Schlüssel zu der Wirklichkeit von Kirche und Gemeinde, die wir seit 10 Jahren hier erleben. Die Verbundenheit tut uns allen gut, aber auch die Verbindlichkeit ist uns keine Last, keine Bürde, sondern sie tut uns allen gut, weil sie uns auch Halt gibt und festigt in unserem Erleben von Kirche. Gottesdienste, die uns in unserem persönlichen Glauben bestärken, können wir überall besuchen … und es gibt nach wie vor genug Angebote in Ried und Umgebung. Was uns hier am Leben hält, ist die Verbindlichkeit, das verbindliche JA zueinander, das uns mehr trägt als etwas kostet.
Heute spricht man von einem Generationswechsel alle 10 Jahre. Nun sind wir hier soweit. Ein Generationswechsel steht sicher an (Riedl T.), d.h. neue Einladungen sind auszuschicken – und wir sollten uns überlegen, ob es nicht Leute gibt, an die wir noch nie gedacht haben. Geht also hinaus auf die Straße und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein. So sagt der König, weil ihn die eigentlichen Gäste haben hängen lassen. Ich bin überzeugt, dass es genug Menschen gibt, die den Festsaal füllen könnten, wir dürfen nur nicht müde werden, einzuladen. Denn Kirche lebt vom Einladen aller Völker, weil unser Gott für alle Menschen ist. Aber versuchen wir auch zu vermitteln, dass es Hochzeitsgewänder gibt und dass Gemeinde von Verbindlichkeit lebt und nicht von Beliebigkeit.
Amen