Geistliche Impulse


Franz von Sales Fest 1017

Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche

Das Franz von Sales Fest ist die Gelegenheit aus jener Quelle zu schöpfen um das Leben in dem wir stehen zu meistern. Das Fest hilft uns jene Spiritualität im Blick zu haben, die wir eingeladen sind, ins Leben umzusetzen.

Das soll keine Bürde sein, sondern Hilfe und Wegweiser. Sie kommen ja auch nicht zu einem Wegweiser und denken sich: Ma, jetzt muss ich in die Richtung fahren, wenn dort ihr Zielort steht, sondern freuen sich wahrscheinlich darüber, etwas mehr Sicherheit zu gewinnen.


So sind meine vier heute etwas längeren Inputs zu verstehen. Das Ziel, das ja für uns alle als Christen gleich ist, nämlich ein Leben zu führen, das zu unserem Glück führt, ist dabei im Blick: nicht der wirtschaftliche Erfolg, nicht ein geglücktes Leben im Augen einer Werbe- und Konsumgesellschaft, sondern in den Augen Gottes, in den Augen Jesu.


Der salesianische Wegweiser, den ich euch heute anbiete nenne ich MutWegweiser. Was aber ist Mut?
„Mut ist eine Charaktereigenschaft, die dazu befähigt, sich gegen Widerstand und Gefahren für eine als richtig und notwendig erkannte Sache einzusetzen. Dabei können zwei gegensätzliche Zielrichtungen Verfolgt werden: Mut erfordert die Entschlusskraft, nach sorgfältigem Abwägen etwas Unangenehmes oder Gefahrvolles zu tun oder zu verweigern. Beide erfordern Wertbewusstsein, eigenständiges Denken, charakterliche Stärke und Durchsetzungsvermögen.“


Der salesianische Mutwegweiser hat vier Aspekte, die aber alle in dieselbe Richtung weisen.

1.)Der Liebesmut

In einer Gesellschaft, wo viel in Leistung und Gegenleistung bemessen wird, lädt uns Franz von Sales ein, Mut zur Liebe zu entwickeln. Wer tatsächlich liebt, berechnet nicht sondern liebt aus freien Stücken, gratis lieben sozusagen, und wer liebt, tut dies nicht aus Selbstzweck, sondern allein um Gott zu gefallen.


„Die geistlich Liebenden prüfen sich von Zeit zu Zeit im Spiegel der Gewissenserforschung, wie Tauben in einem klaren Wasser, um zu sehen, ob sie nach dem Willen ihres Geliebten geschmückt sind. Dadurch waschen, reinigen und schmücken sie sich, so gut zu können, jedoch nicht, um sich selbst zu gefallen, nicht aus Verlangen nach eigenem Fortschritt im Guten oder vollkommen zu sein, sondern um aus der übergroßen Sehnsucht, Gott zu gefallen.“

Es muss ein Paradigmenwechsel in meinem Kopf stattfinden. Es gibt nur
noch einen Grund, warum ich etwas tue: meine Liebe zu Gott. Ich
wünsche Euch diesen Liebesmut: zu euch selbst, zu anderen, zu Gott.


2.) Die Sanftmut


Die Sanftmut des Verhaltens verbindet sich mit der Behutsamkeit imUmgang. Diese Behutsamkeit ist eine Art von Vorsicht, die keinen Schaden an den andern Menschen herankommen lassen will.


Man weiß von Franz von Sales, dass er ein jähzorniger Pinkel war. Dass er zum Heiligen der Sanftmut wurde, verdankt er seinem geistlichen Weg. Solange Sanftmut nicht zu unserer zweiten Haut geworden ist, sind wir, die wir uns salesianisch auf den Weg machen, noch Schüler der Sanftmut. Es ist meine tiefe Überzeugung, dass unsere Welt, unsere Gesellschaft, unsere Kirche sich nach Sanftmut sehnt.

Man kann einer anderen Person die Wahrheit wie einen nassen Fetzen um die Ohren hauen, oder die Wahrheit, dem anderen Menschen, wie einen Mantel hinhalten, in dem der andere hineinschlüpfen kann. Der salesianische Mensch ist ein sanftmütiger Mensch oder er ist nicht salesianisch. Ich wünsche euch Sanftmut mit euch selbst, mit anderen, mit Gott.


3.)Die Demut


„Die Demut,“ so sagt Franz von Sales, „ist nicht nur liebevoll, sie ist auch zart und schmiegsam. Liebe ist Demut, die zur Höhe steigt, Demut ist Liebe, die sich niederneigt.“


Demut ist jene Tugend, die dir die Kraft gibt, dich selbst so anzunehmen, wie du bist: Deine Fehler und Schwächen ebenso wie deine Stärken. Weder vor dir selbst noch vor deinen Mitmenschen und schon gar nicht vor Gott ist es notwendig, irgendwelche Masken aufzusetzen. Der demütige Mensch lebt so wie er ist. Er hat überhaupt keinen Grund, eitel oder stolz zu sein, denn weder der Blick auf seine Fehler und Schwächen, noch der Blick auf seine Vorzüge und Talente würden einen solchen Stolz rechtfertigen.

Die Demut hat viele Facetten des Selbstbetrugs, denen man auf die Schliche kommen muss. Demut ist weder ein Buckeln, noch ein stilles Heischen nach Komplimenten. Demut hat nichts Frömmelndes an sich. Wahre Demut, und das betrachte ich persönlich wohl als das mitunter schwierigste im salesianischen Leben, wahre Demut freut sich daran, unentdeckt zu bleiben. Ich wünsche euch den Mut zur Demut, und ich wünsche euch, dass euch niemand dabei sieht, außer Gott, und dass ihr nicht darunter leidet, dass eure Demut nicht wahrgenommen wird.

4.)Der Gleichmut

Ein letztes. Wenn ich als selbst Beichtender in den Beichtstuhl gehe, habe ich mich vor Jahren dabei entdeckt, wie ich mit folgenden Sätzen meine eigene Beichte eingeleitet habe: Ach, bei mir ist es immer wieder dasselbe, irgendwie werde ich das nicht los. Nun ich habe im Laufe der Jahre mit Franz von Sales Folgendes gelernt: Der geistliche Weg ist kein Weg, der sich nach menschlichen Erfolgsmaßstäben messen lässt. Ja, will ich denn im geistlichen Leben wachsen, um mir selbst und den anderen und Gott quasi einen Beweis zu liefern, dass ich Fortschritte mache, um mir selbst auf die Schultern zu klopfen und zu sagen: Gut gemacht, Sebastian. Nichts verlangen, nichts abzuschlagen ist DER salesianische Wegweiser schlechthin. Dabei muss ich sogar meinen perösnlichen Fortschritt loslassen. Es geht nämlich nicht um Fortschritt an sich, es geht um das Leben an sich. Das annehmen, was mir gerade hingehalten wird. Dabei ist es von Belanglosigkeit, wie lange, wie oft und wie intensiv ich mich mit etwas beschäftigen darf.

Gleichmut, Demut, Sanftmut und Liebesmut. Auf jeden Fall Mut für Euer Leben. Das wünsche ich euch.

Amen.

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