Geistliche Impulse


Predigt vom Sonntag 06.11.2016

Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche


Vorige Woche habe ich von Gästen ein Geschenk bekommen, das ich euch heute mitgebracht habe. Bei der Überreichung des Kreuzes,
wurde mir gesagt, dass es sich auseinandernehmen lasse. Ich habe es probiert und es gelang mir nicht. Schließlich nahm mein Gast das
Kreuz, legte es auf eine ebene Fläche und drehte es genauso. Die Fliehkraft bewirkte, dass sich innen im Kreuz etwas bewegte und: das
Kreuz war in seine Bestandteile aufgelöst.


Dieses Bild, dass etwas innen in Bewegung kommen muss, damit das Kreuz sich löst, gefällt mir.

Die Schriftlesungen der letzten Sonntage im Jahreskreis drehen sich immer mehr um das Leben danach.

Ich war in den letzten beiden Tagen bei den Oblatinnen in Linz. Wir,
das sind fünf Personen, die salesianische Exerzitienbegleiter sind,
haben für uns Vertiefungsarbeit gemacht und uns die sogenannte
zweite Betrachtung des hl. Franz von Sales angeschaut. Diese zweite
Betrachtung erinnert den Menschen, der sich salesianisch auf den
Weg macht ein, daran, was Gottes Ziel mit uns ist. Dazu muss ich mir
bewusstmachen, an was für einen Gott ich glaube.


„Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn
sind alle lebendig.“


Gottes Ziel: unser Leben – jetzt und für immer. Ein Gott, der das Leben will. Dein Leben, und sein Leben, und das Leben jedes
einzelnen Erdenbürgers unabhängig von seiner Religion, seiner Hautfarbe, seiner Nationalität, seines Geschlechts.

Wir übersehen gerne die Bedeutung dieses Zieles Gottes und des Gottesbildes in uns. Denn es gibt die Marktschreier in allen
Religionen, die uns glauben lassen wollen, dass Gott uns geschaffen hat, damit wir Gott verherrlichen. Dieses Gottesbild eines Gottes
aber, der sich nur um sich selbst dreht, bringt jene Gotteskämpfer aller Generationen und Religionen hervor, die bereit sind für Gott zu
töten. Unser Gott aber, ist ein Gott der Lebenden, ein partnerschaftlicher Gott, ein Gott, der an uns seine Güte betätigen
möchte, damit wir sein Leben, sein göttliches Leben mit ihm teilen können. Ein solches Gottesverständnis gibt dem Menschen seine
Mündigkeit zurück; der Mensch muss seine Autonomie nicht von Gott erkämpfen, er kann sich vielmehr gemeinsam mit diesem Gott, der an
ihn glaubt, von jeglicher Form der religiösen oder nichtreligiösen Bevormundung befreien (so der islamische Theologe Mouhanad
Khorchide in seinem Buch „Gott glaubt an den Menschen.) Er kann das Leben im Blick haben. Mit Gott gemeinsam.


Die heutige Zeit schreit mehr denn je nach Menschen, die aus dieser Überzeugung heraus, diesem Glauben heraus, dieser Würde heraus
ihr Leben und die Welt gestalten.


Dieses Gottesbild befreit und befähigt uns, diesen Plan Gottes mit uns Menschen konkret umzusetzen. Jeder Mord, jede Gewalttat, jede
Ungerechtigkeit, jede Unmenschlichkeit im Namen Gottes wird unmöglich. Jeder lebenspendende Akt der Versöhnung, der
Gerechtigkeit, des Verzeihens, der Menschlichkeit, des Friedens, wird zur konkreten Beteiligung am schöpferischen Plan Gottes, dem es
nicht um sich selbst, sondern darum geht, das Göttliche mit uns zu teilen, und die Menschen so zu Beteiligten, heute würde man sagen,
zu Shareholder am Leben, am Ewigen Leben, zu befähigen.


Ich zitiere jetzt Papst Franziskus vorige Woche bei einer Ansprache vor 200 verschiedenen Religionsvertretern:

„Dabei ist es unerlässlich, dass die einzelnen Religionen sich auf Augenhöhe und ohne
Anbiederung begegnen. Viele Religionen und Kulturen eint das Streben nach Gewaltlosigkeit und Mitgefühl für den Nächsten,
genauso wie die Ablehnung der Ausbeutung von Mitmenschen und die Weigerung, Menschen nur als „Nummern“ und nicht als
Geschwister zu betrachten: „Sich um diejenigen zu kümmern, die schwierige Situationen erleben, wie Krankheit, Behinderung, Armut,
Ungerechtigkeit sowie die Konsequenzen von Konflikten und Migration, ist ein Ruf, der aus dem Herzen einer jeden wirklich
religiösen Tradition kommt. Es ist das Echo der Stimme Gottes, der zum Gewissen eines jeden spricht und ihn einlädt, die
Selbstbezogenheit zu überwinden und sich zu öffnen.“

Zum Echo der Stimme Gottes werden, der ein Gott der Lebenden ist.


Vorige Woche habe ich von Gästen ein Geschenk bekommen, das ich euch heute mitgebracht habe. Bei der Überreichung des Kreuzes,
wurde mir gesagt, dass es sich auseinandernehmen lasse. Ich habe es probiert und es gelang mir nicht. Schließlich nahm mein Gast das
Kreuz, legte es auf eine ebene Fläche und drehte es genauso. Die Fliehkraft bewirkte, dass sich innen im Kreuz etwas bewegte und: das
Kreuz war in seine Bestandteile aufgelöst.


Möge sich in unserem Inneren etwas in Bewegung setzen, dass uns befähigt, Teilhaber und Mitschöpfer am göttlichen Leben zu sein:
jetzt und für immer.

Amen.

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